Samstag, 30. Oktober 2010

Geburtstagsgäste II

Die Drei von der Tankstelle Danton haben auch Sehnsucht:

Geburtstagsgäste I

Die haben alle Sehnsucht (und spielen nebenher den Ritter Rost):

Montag, 11. Oktober 2010

Ui, gleich noch mehr gute Presse.






Auf dieser Welt glücklich zu sein
Torge Kübler zeigt "Dantons Tod" bei den Landungsbrücken

"Ich bin nicht frei und kann nur wählen, welche Diebe mich bestehlen, welche Mörder mir befehlen." Rio Reiser hätte das gefallen. Dass "Dantons Tod" hier, im Frankfurter Theater Landungsbrücken, nicht mit Danton und Julie und den Damen am Spieltisch beginnt, nicht mit Julies "Glaubst du an mich?" noch mit Dantons "Ich liebe dich wie das Grab", sondern mit Rio Reiser respektive mit "Keine Macht für niemand" von Ton Steine Scherben. Doch so einfach macht es sich Torge Küblers Inszenierung dann doch wirklich nicht, dass sie Büchners großes Drama auf die Botschaft einer Anarchohymne für Generationen reduzierte.

Sie ist im Gegenteil alles andere als eindimensional. Programmatisch aber ist dieser revueartige Beginn gleichwohl. Nicht nur, weil Ton Steine Scherben hier einen Ton vorgeben, der die äußerst knappen und zugleich ungeheuer dichten eineinhalb Stunden fortan grundiert. Vielmehr ließe sich allein anhand dieser Eröffnung und des einigermaßen abenteuerlichen musikalischen Bogens im weiteren Verlauf - von "Keine Macht" über "Oh du schöner Westerwald" und Hal Davids und Burt Bacharachs "Close to you" zu Cole Porters "I love Paris" zum Finale - ermessen, worum im Kern es Küblers Inszenierung geht.

Um das Verhältnis von Utopie und Wirklichkeit nämlich, um die Revolution mit ihrem nicht nur blutigen, sondern mitunter auch banalen, ja klammheimlichen Scheitern. Es geht um große Träume und ihr allmähliches Verblassen vor den Zumutungen des Alltags. Sowie und keineswegs zuletzt um die großen und kleinen Erzählungen der Menschheit, kurzum: Die Aussicht auf eine andere, eine bessere Welt hier, das kleine Glück des Spießers dort, richtet man es sich nach der juvenilen Aktivistenphase doch lieber im Reihenhäuschen ein.

Kübler begreift Büchners Text dabei als immer schon collagenartig gedachtes Stück und lässt die drei Schauspieler auf mal kalt und gleißend hell erleuchteter, dann wieder in warmes Licht getauchter Bühne in schneller, dichter Folge und nur durch Blackouts getrennt von einer Rolle in die andere und von einer Szene zur nächsten wechseln. Und so sieht man eben noch St. Just und Robbespierre im Nationalkonvent, dort Tim Stegemann und Björn von der Wellen als Danton und Desmoulins im Kerker, dann zu dritt im Chor als Volk oder Stegemann mit Maja Hoffmann als Danton und seine Frau Julie agieren. Oder auch nicht.

Denn im Grunde gibt es in dieser Lesart keine klar gezeichneten Figuren, nur abstrakte Charaktere. Menschen, die für etwas stehen, sei es die kalte Macht des Technokraten, den blinden Eifer oder auch den Überzeugungstäter, den Zyniker, den Existentialisten und die Liebende, den Zweifel, den Stolz und die Verzweiflung, in einem Wort: für ein Gefühl, vor allem aber: eine Haltung. Und, immer wieder, die von Heiner Müller ausgeborgte Furcht "vor der Schande, auf dieser Welt glücklich zu sein".

Das mutet Schauspielern wie Publikum wahrlich eine ganze Menge zu, geht aber dank der drei hochkonzentrierten Schauspieler und einer bis ins Detail präzisen Inszenierung glänzend auf. Und "Dantons Tod" erweist sich in dieser Inszenierung als zeitloses Drama, als subtile Variation der in jeder Generation neu formulierten Gretchenfrage, wie sie sich im 21. Jahrhundert und mithin nach dem ausgerufenen Ende aller Utopien womöglich dringender noch stellt denn je. Büchner, darf man vermuten, hätte diese Lesart seines "Dantons" durchaus gefallen. Christoph Schütte

Weitere Vorstellungen vom 26. bis 29. Oktober im Theater Landungsbrücken.

Sie haben Post Presse!

Gute!


09.10.2010 - Frankfurter Neue Presse

"Keine Macht für niemand

Das Frankfurte Theater «Ladungsbrücken» brachte eine sehr freie Fassung von Georg Büchners Revolutionsdrama «Dantons Tod» zur Premiere.

Die Fäuste geballt, die Gesichter eingefroren, deklamieren drei Akteure sozialistische Parolen. Es geht um Freiheit, Umwälzung der Gesellschaft, um den «Willen. Zur. Veränderung.» So hat Regisseur Torge Kübler Büchners Stück untertitelt.

Maja Hofmann, Tim Stegemann und Björn von der Wellen spielen in dem mit sieben fächerartig arrangierten Laufstegen bestückten Raum die Rollen, sind mal Robespierre, Danton oder Mercier. Es geht in dieser gewagten Inszenierung nicht um Texttreue oder Geschichtsdokumentation. «Keine Macht für niemand» nach dem Lied der Rockrebellen «Ton, Steine, Scherben» schallt durch den Raum. Markus Denker an den Keyboards liefert den Soundtrack zur Parole und unterfüttert das Schauspiel mit einem düsteren Klang.

In Bundfaltenhosen und Poloshirts zu Springerstiefeln poltern die drei sprachlich glänzend disponierten Akteure über die Bretter und sezieren Büchners kunstvolle Sätze, sprechen dabei im Chor und einzeln. Die hervorragenden Schauspieler pflücken Passagen aus dem Geschichtsdrama um die französische Revolution, um immer wieder ins Hier und Heute zu springen, frei assoziierte Texten einzufügen. «Dantons Tod» in der Fassung des Off-Theaters im Gallusviertel ist ein virtuoses Sprach- und Textspiel. Die Dramaturgie entwirft dabei ein Licht- und Schattenspiel, das die Sinne bezirzt. «Die Revolution ist die Maske des Todes; der Tod ist die Maske der Revolution» ist ein aus dem Zusammenhang gerissener Satz, der in die Endlosschleife geschickt wird. Burt Bacharachs Schlager «Close To You» als Wunsch, alles soll gut werden, scheint auf den ersten Blick wie ein Bruch mit dem revolutionären Impetus. Am Ende wird sogar Gershwins «I Love Paris» angestimmt. Spätestens dann wird klar, dass sogar die eingefleischtesten Revoluzzer zarte Lämmer sein können. Fazit: eine beeindruckende theatrale Büchner-Variante. jsc"

© 2010 Frankfurter Neue Presse

Im Original HIER nachzulesen

Dienstag, 5. Oktober 2010

Dem Danton sein Tod.






Ab Donnerstag im Theater Ihres Vertrauens. Fotos von Seweryn.