Freitag, 30. Oktober 2009

Widerstand meets Ford Escort


Deutsche Autobahnen sind nicht nur so eine Sache, deren Entstehung unter Adolf H. fast schon zum geflügelten Wort geworden ist, nein, sie tragen auch den asphaltenen Geschmack der Freiheit mit sich. Grund für einige altbekannte Gesichter aus fünf Jahren Landungsbrücken, um sich von Jungautor Dirk Laucke einen alten ford escort dunkelblau auszuleihen und mit ihm und der Schicksalsgemeinschaft Paul, Schorse und Boxer an Bord Richtung Jubiläum zu brausen, vorbei an verödeter Mansfelder Landschaft und verlassenen Tankstellen. Weil aber auch noch Schorses Sohn mit von der Partie ist, muss ein kurzer Abstecher nach Legoland natürlich sein - Schorse weiß ja, was sein Sohn sich wünscht, deshalb hat er seine Ex Karin auch gar nicht erst gefragt, sondern den Sohnemann kurzerhand von der Schule abgeholt und in den Kofferraum verfrachtet. Und so nimmt der übervolle ford escort dunkelblau Kurs Richtung Gutleutstraße...

alter ford escort dunkelblau
von dirk laucke

lecture performance mit nadine kluss, sandra lühr und michael haase
musikalische leitung: markus denker
szenische einrichtung: sascha hargesheimer
einmalige aufführung im rahmen von LANDUNGSBRÜCKEN V am 7.11.2009

Große Ereignisse werfen Plakate voraus

Das farbechte Original hängt dieser Tage in einem Kaffee Ihrer Wahl...

Dienstag, 27. Oktober 2009

SOUNDMOVESOUND

Tanz, Laser und die Ohohohs. Was will man mehr?



Idee und Concept: Anna Aristarkhova & Florian Waeldele
Choreographie: Anna Aristarkhova
Musik: Florian Waeldele & Christian Maier
Lasertechnik: Christoph Mueller

Aufführungen am 30.10. und 31.10.2009, jeweils 20:00 Uhr
(ein Übermittlungsfehler führte dazu, dass eine zusätzliche Vorstellung für den 1.11. angekündigt war. Die war aber gar nicht vorgesehen...)

Sonntag, 25. Oktober 2009

Donnerstag, 15. Oktober 2009

HAUSAUFGABEN? Och nö, lieber Bilder gucken




Ab 15.10. bei Landungsbrücken. Nach dem Roman von Jakob Arjouni, eingerichtet für die Bühne von Boris C. Motzki und Georg Kentrup. Mit Charles Ripley.

Freitag, 9. Oktober 2009

Widerstand - 2. Versuch



Georg Elser (Felix Bieske), Sophie Scholl (Nele Hornburg) und Claus Schenck Graf von Stauffenberg (Mario Krichbaum). Als Bruno Ganz Geist: Michael Haase.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Große Ereignisse werfen ihre Bilder voraus - 1. Versuch



"1000 JAHRE WIDERSTAND - Irgendwas mit Nazis"
Ab 7.11.2009 bei Landungsbrücken.

Finde den Fehler!

In das zweite Bild haben sich ein paar Fehler gemogelt. Wirst Du sie alle finden?*




*Und wer sie alle findet, bekommt freien Eintritt zur nächsten SCHÖNER ABEND SHOW am 15.11.2009.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Sie haben Presse III - Das Strandgut








FUSSING AND FIGHTING

Landungsbrücken spielen Horvaths »Glaube, Liebe, Hoffnung«
Beatles statt Chopin. »We can work it out« – in der Stevie-Wonder-Version – statt des vom Autor empfohlenen Trauermarsches. Vom ersten Ton an läßt Tim Egloffs Inszenierung von Ödön von Horvaths »Glaube, Liebe, Hoffnung« im Frankfurter Landungsbrücken-Theater aufhorchen.

Nur so viel vorweg: Experimentell oder gar verfremdet wird das Horvath-Stück durch diesen unelegischen Einstieg nicht. Aber es kommt rhythmischer, offener daher. Mit Beat eben. In einer knappen Stunde treibt der Regisseur den so unnötigen, wie zwingenden Untergang der jungen Unterwäscheverkäuferin Elisabeth über die Lagerhallenbühne an der Gutleutstraße. Und weicht dabei kaum einen Jota von der Textvorlage ab.

Im Wirtschaftskrisenjahr 1932 nach einer angeblich wahren Begebenheit verfaßt, bleibt das Drama frappierend aktuell. Schau an: Die uns so geläufige These etwa, daß Kürzungen der Sozialhilfe die Eigeninitiative fördern, war schon lange vor der Entdeckung des Prekariats ein gängiges Topos der Macht. »We Can Work it out« gerinnt vor diesem Hintergrund freilich zu einem ironischen Zitat, zum augenzwinkerndem Gruß an alle Obamas der Gesellschaft: »No, we can’t«. Und von wegen: »No Time for Fussing and Fighting, my Friend«.

Das Gegenteil ist der Fall: Elisabeth will dem Anatomischen Institut ihren Körper vermachen – für eine humane Abwrack-Prämie von 150 Mark. Ihr fehlt das Geld für den Gewerbeschein, den sie als Hausiererin braucht, und für die Strafe, die ihr aufgebrummt wurde, als sie ohne Lizenz erwischt wurde. In ihrem tapferen Kampf verstrickt sich die Unglückliche immer tiefer im Geflecht von Gesetzen und Verhaltensnormen, von Sanktionen und Konventionen. Bis sie, im Räderwerk der Egoismen zermalmt, nach »Glaube, Liebe und Hoffnung« auch noch ihr Leben fallen läßt: buchstäblich, von der Brücke. Urrgh? Nur keine Bange: Weil der stets so nahen Rettung immer wieder die simpelsten Eitelkeiten im Wege stehen, bleibt Elisabeths Suizidkarriere nicht ohne komische Züge.

Drei Schauspielerinnen genügen Egloff, uns den Countdown miterleben zu lassen. Und diese machen das einfach klasse: Maja Hofmann gibt die verzagende Elisabeth auf der sozialen Abwärtsspirale. Ihr steifbeiniger, kaum mehr kontrollierter (Toten-)Tanz zu »We Can Work it Out« und ihr leeres Wahnwitz-Lachen gehören zu den Bildern, die haften bleiben. Nur für den Tod scheint sie etwas zu hübsch. Die knapp 20 Restrollen werden von Lisa Hofer und Sophie Melbinger gespielt: ein Duo furioso im Partner-Look, das mal chorisch, dialogisch, mal in Doppelrolle agiert. Und das gelungen demonstriert, was Theater alles (mit uns machen) kann. Ob der Polizist Alfons Klostermeier, die Hure Maria, der Oberpräparator oder die Miederwaren-Grossistin Irene Prantl – wir erfahren sie alle. Und auch, daß es hier auf keinen Einzelnen ankommt. Die schwarz umhüllte Bühne (Anke Niemann) zählt drei Stühle und zwei kleine Tische. Eine gezielte Beleuchtung doppelt die Handlung im Schattenreich der kahlen Hallenwand.

In den Landungsbrücken hat Egloff bereits Felicia Zellers »Bier für Frauen« inszeniert – ebenfalls mit drei Schauspielerinnen. Das scheint Methode zu haben. Und gefällt ungemein.

Lorenz Gatt