Mittwoch, 1. Juli 2009

Sie haben Presse!

Sehr schön, die Frankfurter Neue Presse vom 27.06.

"Party mit Geschlechterkampf


Von Joachim Schreiner

Das Stück «Sturmfrei» von Jochen Till wurde im freien Frankfurter Theater «Landungsbrücken» uraufgeführt.

Zwei Machotypen mit Sonnenbrillen, zwei zickige Girls, ein schüchterner Junge, ein unangepasstes Mädchen und ein kiffender Typ im «Stones»-T-Shirt in einem Raum, kein Erwachsener in Sichtweite: Sturmfreie Bude also – da bietet es sich an, eine Party zu feiern, um den Kampf der Geschlechter lustvoll in Gang zu bringen.

Kultautor Till hat seinen Erfolgsroman nun für die Bühne bearbeitet, und Regisseur Julian König ein Poptheater entworfen, das von der ersten Minute an im Gallusviertel fesselt. Man setzt auf eine nüchterne Schwarzweiß-Ästhetik, die alle Aufmerksamkeit auf die Personen lenkt. Während Denise und Moni ihre Fantasien von ihrem jeweiligen Traumboy im Dialog erkunden, geben Nico und Tommy die rauen Angeber, die, Frauen im Publikum einbeziehend, behaupten, jede «flachlegen» zu können.

Die jungen Theatermacher setzen hier geschickt einen Effekt ein, den man von Brechts epischem Theater kennt. Die jeweils handelnden und sprechenden Protagonisten frieren ihre Szene ein. Und im inneren Monolog werden ihre eigentlichen Gedanken zum aktuellen Geschehen per Video dem Zuschauer deutlich.

Der schüchterne Benny zerrt allerlei Utensilien auf die Spielfläche, um die ideale Partystimmung zu schaffen, und überlegt, welche Musik die Beste sei, die dann auch in wenigen Takten durch die Lautsprecher gejagt wird. Im Folgenden gerät jeder der sieben jungen Akteure mit dem anderen aneinander, wobei jede Menge Wodka fließt und sexuelle Anspielungen offen zur Sprache gebracht werden. Till zeichnet seine Figuren mit akribischem Gespür für das Gefühlsleben einer Generation, die ihren Platz in der Gesellschaft sucht. Feurige Dialoge, innere Empfindungen und viel Action bringen ein spannendes Jugendstück zustande, das jeglichen Anflug von Zeigefinger-Moral vermeidet."

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